Pressemitteilung der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte

Nachfolgend eine Kopie des Facebook-Postings, das am 14. Januar 2025 von der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte gemacht wurde.
Sihem Bensedrine (Tunesien) befindet sich seit August 2024 in Untersuchungshaft im Frauengefängnis von Manouba und ab heute im Hungerstreik.
Sihems Nachricht an die tunesischen Behörden und Erklärungen zu dem Fall wurden von ihrer Tochter an uns weitergeleitet!
Ich trete in den Hungerstreik
Sihem Bensedrine, Frauengefängnis La Manouba – Dienstag, 14. Januar 2025
An die tunesischen Behörden,
Ich werde die Ungerechtigkeit, die sich gegen mich richtet, nicht länger hinnehmen.
Ich bin entschlossen, mich aus diesem schwarzen Loch, in das man mich willkürlich geworfen hat, zu befreien, egal, was es mich kostet.
J’entame une grève de la faim
Aux autorités tunisiennes,
Je ne supporterai pas davantage l’injustice qui me cible.
En conséquence, je suis décidée à m’extraire, quoiqu’il m’en coûte, de ce trou noir où l’on m’a arbitrairement jetée.
Sihem Bensedrine, prison des femmes de La Manouba – mardi 14 janvier 2025
Sihem war unsere Stipendiatin in 2002, später Gast in Graz-Kulturvermittlung und lebt seit dem Sturz des Diktators Ben ALI im Jahr 2011 wieder in Tunesien. Bis 2018 war sie Vorsitzende der tunesischen Kommission für Wahrheit und Würde (IVD), zuvor Chefredakteurin, Generalsekretärin der „Beobachter zur Verteidigung der Pressefrei­heit“und Sprecherin des ver­botenen „Nationalen Rats für die Freiheit in Tunesien“ (CNLT).
Aus dem Bericht von amnesty international: (…)
Die Untersuchungshaft von Sihem Bensedrine ist willkürlich, da sie ausschließlich auf der friedlichen Ausübung ihrer Menschenrechte beruht. Außerdem entspricht sie nicht den internationalen Standards für ein faires Gerichtsverfahren. Bei der strafrechtlichen Verfolgung von Sihem Bensedrine scheint es sich um eine Vergeltungsmaßnahme dafür zu handeln, dass sie als Vorsitzende der IVD Menschenrechtsverletzungen aufgedeckt hat. Sihem Bensedrine befindet sich derzeit in Untersuchungshaft im Frauengefängnis von Manouba.
Gegen Sihem Bensedrine wird seit Februar 2023 ermittelt. Ihr werden « Betrug », « Fälschung » und « Missbrauch der Amtsgewalt » vorgeworfen, nachdem es eine Beschwerde über die angebliche Fälschung des Kapitels über Korruption im Bankensektor im Abschlussbericht der IVD gab. Am 1. August 2024 ordnete ein Untersuchungsrichter in Tunis Untersuchungshaft für die Menschenrechtsverteidigerin an.
Seit Jahren wird Sihem Bensedrine we­gen ihrer politischen und Menschenrechts-Ar­beit von Sicherheitskräf­ten bedroht und verfolgt. Gegen sie wurden Hetzkam­pagnen gestartet, über Monate hinweg erhielt sie telefoni­sche Drohungen. Im April 2000 wird sie zum ersten Mal verhaftet und von Polizeikräften ge­schlagen und wieder frei­gelassen. Bis zum Beginn ihrer Untersuchungshaft folgten weitere Angriffe der tunesischen Justiz und der Sicherheitsorgane.

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